Contemporary Art
Artists of Schwabinger Tor
Von Hell und dunkel über neongelb bis Off-White – Hauptsache abstrakt und kontrastreich. So arbeitet Chantal van der Bol, unsere heutige „Artist of Schwabinger Tor“. Die 33-jährige Deutsch-Holländerin liebt Farben und setzt sie in ihren Bildern unglaublich facettenreich in Szene. Watch out for her – wir sind sicher: das ist erst der Beginn einer steilen Karriere!
Hi Chantal! Welche Kunst kreierst du hier im Schwabinger Tor?
Ich male Bilder – ziemlich abstrakt, häufig farbenfroh und meist sehr großflächig. Moderne Kunst also oder Contemporary Art, wie viele sagen. Seit 2016 arbeite ich als selbstständige Designerin, davor habe ich Kunst- und Designgeschichte studiert. Nach einigen Jahren als Art Direktorin auf Agenturseite, widme ich mich jetzt verstärkt der Kunst. Mein Fokus liegt auf dem Zusammenspiel von Farben und Kontrasten. Weil der Kopf sich nicht auf einzelne Dinge konzentriert, sondern das Gemälde zu einem sprechen kann. Meine Bilder sind also nicht figürlich – man sieht z.B. nicht ein bestimmtes Symbol. Jeder kann bei seinen Emotionen und Vorstellungen bleiben und sich von dem Bild berühren lassen. Das mag ich sehr!
Das klingt spannend. Wie entstehen deine Werke?
Ich arbeite am liebsten mit Acrylfarbe auf Leinwand oder Papier und tatsächlich sehr viel auf dem Boden! Dort kann ich die Dynamik des Bildes besonders gut ausleben. Meine Arbeiten basieren immer auf einem Thema, einer Idee. Dabei spielen die eingesetzten Farben eine zentrale Rolle, denn jede hat in der Farbpsychologie eine besondere Wirkung. Hinzu kommt das Zusammenspiel von Schatten und Licht, das ich auch immer miteinbeziehen. Und am Ende natürlich die eine Frage: Wann ist das Bild wirklich fertig? Ich habe schon so manchen Entwurf in die Tonne gekloppt, weil ich den richtigen Zeitpunkt verpasst habe. Ich liebe Details und manchmal sind es dann aber einfach zu viele ... (lacht)
Wenn du so detailreich arbeitest, wie lang brauchst du für eines deiner Gemälde?
Das ist sehr unterschiedlich. Ich schätze für ein großes Werk sind es bestimmt 30 Stunden. In der Regel fertige ich vorab Skizzen an, probiere Farbmischungen aus, durchdenke meine Technik. Ich starte immer mit einer guten Grundierung der Leinwand, das ist das A und O, um den Farben Tiefe und Leuchtkraft zu verleihen. Dann arbeite ich in verschiedenen Schichten, verwende teilweise Strukturpaste – all das bedarf jeweils auch einer Trocknungsphase.
Natürlich habe ich auch immer ein Auge auf den Spannungsaufbau, die Linienführung, den Fluss auf dem Bild. Die Arbeitsstunden an einer Leinwand ziehen sich also deutlich länger als man meint. Ich lasse das Bild zwischenzeitlich auf mich wirken und will immer offen sein für etwas Unerwartetes. Das ist ein kreativer Prozess, manchmal sehe ich im Verlauf neue Ideen oder gebe diesem neuen Impuls Raum. Dann kann sich die Arbeitszeit nochmal verlängern.
Und in vielen Fällen bespanne ich davor meine Rahmen auch noch selbst.
Du bespannst deine Rahmen selbst?
Ja, das liegt vor allem daran, dass es einige Leinwände gar nicht in der Größe gibt, die ich gerne bearbeite. Das macht das Kunstwerk am Ende für mich noch wertvoller, denn das Leinwand-Bespannen ist an sich schon sehr aufwändig und zeitintensiv.
Woher beziehst du deine Inspiration?
Farben und Kontraste faszinieren mich schon seit meiner Kindheit auf eine ganz subtile Art und Weise. Ich liebe bunte Blumen, gerade habe ich mir erst einen Strauß quietschgelber Narzissen gekauft, über den ich mich jeden Tag freue. Generell gibt mir die Natur sehr viel – sie ist ein toller Ausgleich und Ruhepol zu all dem, was in meinem Job oft laut ist in Farbe, Form oder Ton. Meine zweite große Inspirationsquelle ist der Austausch mit anderen Kulturen. Mein Partner zum Beispiel kommt aus Indien – wir waren schon mehrfach gemeinsam dort und ich kann kaum in Worte fassen, wie sehr mich die Eindrücke geformt haben. Ein Teil der indischen Familie und Kultur zu sein ist für mich ein unglaubliches
Geschenk. Geschmack, Essen, Kleidung, Kontraste, Stoffe – das inspiriert mich alles wahnsinnig und ich möchte den kulturellen Kontrast auch künstlerisch weiter aufgreifen.
Warum hast du dich schließlich im Schwabinger Tor angesiedelt?
Ich habe früher von zuhause gearbeitet und einfach gemerkt, dass ich mehr Raum brauche. Corona hat das nochmal verdeutlicht. Also ging es vom Home Atelier ins super+ Studio ans Schwabinger Tor. Das Studio ist ideal für mich, da ich gerne auf großen Flächen arbeite. Gewisse Formate sind mir hier mit den hohen Decken erst möglich, das war daheim schlichtweg nicht machbar. Als ich das Atelier das erste Mal gesehen habe, hat es wirklich lautstark in meinem Kopf YES geschrien. Und seit meinem Einzug fühlt sich auch alles richtig an. Die Lage und die Offenheit des Viertels sind toll. Ich liebe die Architektur und das Interiordesign der Ateliers, das ist schon "state of the art" - haha! Durch die große Fensterfront bekomme ich unglaublich viel von draußen mit. Teilweise klopfen Leute an und fragen, ob sie mal hereinkommen dürfen. Das berührt mich sehr sehr und ist jederzeit willkommen. Über meine kleine Galerie habe ich auch schon Auftragsarbeiten bekommen – es lohnt sich also richtig!
Und wie klappt das mit den anderen Künstlern in der Ateliergemeinschaft?
Wir ergänzen uns sehr gut. Ich bin total dankbar über diese kreative Plattform, den vielfältigen Austausch. Wir können alle voneinander profitieren, auch gemeinsam an Projekten arbeiten und uns weiterentwickeln. Das fühlt sich super an. Auch abseits der Arbeit: Wir essen oft zusammen zu Mittag, das Schwabinger Tor bietet ja viel coole Gastronomie. Ich
liebe das Essen im Hope, mir gefällt aber allgemein der Spirit im Quartier, also dass hier gearbeitet, gelebt, aber auch gewohnt wird. Das ist ein toller Mix!
Reach to the stars: Wohin geht deine künstlerische Reise?
Ich bin erstmal superglücklich in meinem Atelier und fühle mich wirklich angekommen. Inhaltlich plane ich aktuell einen neuen Grad der Abstraktion – reduzierter, weniger Farben, stärkerer Ausdruck. Ich will das sehr Bunte also bewusst etwas reduzieren, zuletzt habe ich viele Natur- und sanfte Off-White-Töne eingesetzt. Ansonsten arbeite ich erstmal weiter an meinem künstlerischen Auftritt und meiner Online-Präsenz. Ich will mich mit weiteren Künstlern austauschen, besser vernetzen und langfristig natürlich auch weitere Galerien und Partner finden, die meine Kunst ausstellen. Es ist eine sehr spannende Zeit und ich freue mich auf jeden einzelnen der nächsten Schritte!
#DANKE für diese Einblicke, liebe Chantal – we love to be your Art Homebase!