Bildende Künstlerin mit chilenischen Wurzeln
Artists of Schwabinger Tor
Constanza Kramer
Kunst und Schwabing – das gehört einfach zusammen. Aus diesem Grund freuen wir uns riesig, Euch nun endlich unsere sechs herausragenden Künstler aus dem Superplus Studio in der Leopoldstr. 160 im Schwabinger Tor vorzustellen.
Heute: Constanza, 33 Jahre, Bildende Künstlerin mit chilenischen Wurzeln.
Hi Constanza! Welche Kunst kreierst du hier im Schwabinger Tor?
Ich bin Bildende Künstlerin, habe an der Kunsthochschule in Halle, Burg Giebichenstein, studiert. Der Großteil meiner Arbeit dreht sich um Jacquard- und Bild-Weberei. Am liebsten erstelle ich großformatige Bilder. Dafür arbeite ich einerseits an meinem eigenen Webstuhl, andererseits erfolgt ein Großteil meiner Arbeit auch an Webmaschinen. Je nach Projekt schreibe ich dann individuelle Textil-Konstruktionen am Computer und arbeite eng mit einer Weberei in Italien zusammen, die meine Entwürfe schließlich produziert. Ich liebe das Handwerk und verknüpfe es in meinem Atelier mit dem notwendigen technischen Know-how.
Das klingt sehr vielseitig. Was ist das Besondere an der Arbeit mit Textilien?
Textilien sind unglaublich sinnlich. Man kann den Stoff anfassen, fühlen, anschauen, sogar riechen und hören. Wenn ich in Italien bin, genieße ich den Klang der vielen Webmaschinen – das ist wie Musik in meinen Ohren. Dann fühle ich eine richtige Verbindung zu den Maschinen. Für mich sind Stoffe emotional und funktional zu gleich. Ich liebe es, Grenzen auszutesten: Grenzen der Webmaschinen und auch Grenzen des Materials, mit dem ich arbeite. Die größte Herausforderung und zugleich meine größte Leidenschaft ist das Zusammenspiel von Mensch und Maschine, die Übersetzung meiner Idee in einen Stoff, mit Hilfe von Garnen. Das ist ganz wunderbar und gibt mir jeden Tag sehr viel Ideen für neue Projekte!
Was hat dich in deinem künstlerischen Leben bisher am meisten geprägt?
Während meines Studiums war ich in zwei aufeinanderfolgenden Jahren in Japan – hier habe ich von zwei japanischen Färbermeisterinnen wahnsinnig viel über die natürliche Färbung mit Pflanzen gelernt. Das hat mich sehr geprägt und begleitet mich weiterhin. Privat baue ich eigene Färbepflanzen an und tausche mich über Social Media mit Leuten aus anderen Ländern aus zu spezifischen Färbeverfahren. Bestimmte Farben können nur an bestimmten Orten entstehen, weil die dortigen Bedingungen passen, z.B. der Mineralgehalt des Wassers. Das ist irre spannend! Der Anbau von japanischen Pflanzen in heimischen Gefilden ist eine Art Lebensprojekt von mir. Ich will die Pflanzen verstehen und mit ihnen arbeiten. Das wirkt sich auch sehr auf meine Arbeit als Künstlerin aus, denn ein Textil entsteht nicht erst beim weben, sondern schon vorher, beim Material. Mich interessiert, woher das Material kommt, wo sein Ursprung liegt und auch, wie man spezifische Materialien, die hier einmal beheimatet waren, wieder ansiedeln kann. Früher gab es in Deutschland zum Beispiel viele Brennnessel-Tuchweberei, oder Garnspinnereien die Garne aus Leinen hergestellt haben. Ihr seht schon: Ein Thema führt zum anderen – ich könnte ewig weitererzählen ...
Bist du auf eins deiner Werke besonders stolz?
Im letzten Jahr durfte ich für die Bayerische Staatsoper ein ganz besonderes Kostüm mitgestalten. Ich habe ein Jacquard-Gewebe für den sog. „Königsmantel“ des Idomeneo entwickelt. Der Mantel sollte edel aussehen und dennoch einen zerschlissenen Look haben, unzählige hängende Fäden bildeten ein zentrales gestalterisches Element. Ein von mir kreiertes Textil auf einer Opernbühne zu sehen war für mich eine tolle Premiere! Wirklich, es war eine große Ehre hier mitzuarbeiten und ja, darauf bin ich dann doch auch stolz!
Warum hast du dich im Schwabinger Tor angesiedelt?
An meinem Atelier gefällt mir besonders die Raumhöhe sehr gut. Als ich zur Besichtigung hier war, war ich gleich hin und weg. Ich arbeite sehr großflächig. Der hohe Arbeitsraum bietet mir extrem viele Möglichkeiten, ich komme aufgrund der Raumhöhe auch auf neue Ideen, kann viel freier arbeiten. 5,30 m Raumhöhe, das schreit ja nach „think big“, oder? (lacht) Mit solch einer Größe ist man dann schnell z.B. weg vom Kostümbild und kann sogar in Richtung Bühnenbild denken. Die Ateliergemeinschaft an sich gefällt mir auch total. Ich fühle mich einfach wohl, an meiner großen Fensterfront laufen ständig Leute vorbei, schauen rein, zeigen Interesse. Es ist hier wirklich eine Art Mußeort, nicht so wie in der Innenstadt, die Leute sind hier einfach entspannter. Und das kulinarische Angebot ringsherum ist natürlich auch der Hit. Ich liebe das Jaadin!
Reach to the stars: Wohin geht deine künstlerische Reise?
Eines Tages träume ich schon davon, eine eigene große Arbeitshalle zu haben. Ich habe eine Sammelleidenschaft für Webstühle und Strickmaschinen. Aktuell sind jeweils fünf davon bei meiner Schwiegermutter in Pfaffenhofen eingelagert, nur der kleinste Webstuhl durfte mit mir ins Schwabinger Tor ziehen. Irgendwann also mal ein größeres Atelier mit all meinen Hand-Webstühle parat zu haben, mich mit anderen textilen HandwerkerInnen auszutauschen und gemeinsam an Projekten zu arbeiten, das wäre wirklich großartig!
#DANKE für diese Einblicke, liebe Constanza – we love to be your Art Homebase!